François Gribi
Reportage, 2015
40 Jahre in der Wüste - Afrikas letzte Kolonie
Projektbeschrieb
Jahre in der Wüste – Afrikas letzte Kolonie
Im Winter 1975/76 besetzte Marokko, nach dem Rückzug der ursprünglichen Kolonialmacht Spanien, deren ehemalige Kolonie Westsahara. Fischgründe und Bodenschätze in dieser Region waren gewaltige Versuchungen.
Die ehemalige Bevölkerung, Nomadenstämme mit etwas Tierhaltung und transsaharischem Handel, die unter spanischer Beherrschung zum Teil auch sesshaft geworden waren, flüchteten vor dieser Besetzung in die algerische Sahara und bildeten Flüchtlingslager in der Umgebung der Wüstenstadt Tindouf. Dort gründeten Sie auch ihren – mittlerweile international anerkannten - Staat, die „République arabe sahraouie démocratique DARS“.
Eine entsprechende UNO-Resolution garantiert seit vielen Jahren ein Referendum, in dem dieses Volk entscheiden können soll, ob es weiterhin zu Marokko gehören, oder einen eigenen Staat bilden will. Das Stattfinden dieses Referendums wird seit Jahrzehnten von Marokko hintertrieben.
1991 schien es soweit, dass dieses Referendum stattfinden könnte, und ich reiste in die Flüchtlingslager, um die Vorbereitungen und die Rückreise zu dokumentieren ... . Leider kam es nicht dazu, die Menschen packten ihre Koffer wieder aus, und ich fotografierte während mehrer Wochen das tägliche Leben in den Lagern.
Ende 2015 ergab sich für mich die Gelegenheit, erneut in die Lager zu reisen, zum 40. Jahrestag dieses vergessenen Volkes in der Wüste, und diese Bilder sind ein erster Eindruck – nach 25 Jahren – von dem, was gleichgeblieben ist, und von dem, was sich verändert hat.
Zelt, Lehmziegelhaus, ev. Toilette gab es damals schon, und eine bescheidene Ziegehaltung half und hilft, entsprechende Mangelernährungen zu kompensieren. Mittlerweile sind Handys, Internet und Autos dazu gekommen.
Während die einen Spanisch im konvetionellen Unterricht mit Schiefertafel lernen (immerhin die zweite, offizielle Landessprache), surfen andere in der Kunstschule im Internet. In Frauenprojekten werden auf historischen Nähmaschinen Landesflaggen genäht, während gleichzeitig ein grossteil der Bevölkerung via Mobilephones im Internet surft und sehr genau weiss, was in der Aussenwelt vor sich geht.
Die Generation, die mittlerweile in den Lagern aufgewachsen ist, ihre ehemalige Heimat nur aus Erzählungen kennt, und entsprechend ungeduldig wird, mag nicht mehr warten .... Sie wollen Entscheide, möglichst hier und jetzt – wer mag es ihnen verweigern?