andri pol

Editorial, 2008

Albinojagd in Tansania

Kategoriensieger "Editorial" 2008

der bauernsohn philimus aus Nghaya (tansania) vor seiner hütte. er fürchtet sich vor einheimischen, die knochen von albinos verkaufen und sie dafür töten

albino an baum gelehnt - im hintergrund lehmhaus

der 8-jährige Peter aus dar-es-salaam geht nur noch selten nach draussen spielen, aus angst vor überfallen

kleiner albinojunge auf sofa mit buch vor sich - blauer raum mit stofftieren

Pendo paulo (hinten) und cecilia Magida aus kangahara (tansania) bei sich zuhause. in der umgebung ihres dorfes wurden auch schon albinos getötet.

2 albinomädchen in weissem innenhof - hand auf schulter

die schwestern bibiana mbushi (links) und tindi chebua im bezirksspital von geita (tansania). bibiana verlor bei einem überfall ein bein und zwei finger, ihre schwester musste die verstümmelung mitansehen

rostrote wand - 2 albinomädchen eines mit krücken

peter und seine schwester lucy aus dar-es-salaam in der küche ihres daheims. beide gehen nur noch in begleitung zur schule aus angst vor mördern

2 albinokinder in der küche - mädchen schneidet gemüse - junge schaut in kamera

pendo paulo aus kangahara (tansania) am eingangstor ihres zuhauses. die eltern engagierten zum schutz ihrer tochter 2 massaikrieger, die 24 stunden ums haus patroullieren.

2 massaikrieger im vordergrund - hinter dem tor hervorschauend albino

Projektbeschrieb

In den Dörfern im Norden Tansanias leben zehnmal so viele Albinos wie im weltweiten
Durchschnitt. An die 5000 sind es bei einer Einwohnerzahl von zehn Millionen. In fast
jedem Dorf trifft man auf einen Menschen mit diesem Gendefekt.
Seit zwei Jahren werden in der Gegend um den Victoriasee Albinos, vor allem Jugendliche
und Kinder, verstümmelt oder getötet, im vorletzten Jahr mindestens zwanzig,
im letzten Jahr 16. Schon früher kam es immer wieder zu Übergriffen. Dabei schnitt
man den Albinos Fingernägel oder Haare ab, jetzt aber wird ihnen der Unterschenkelknochen
abgetrennt, denn skrupellose Medizinmänner versprechen den Käufern eines
Albinoknochens unermesslichen Reichtum und Wohlergehen. So sollen die magischen
Kräfte eines Albinoknochens Minenarbeitern helfen, durch das Gestein zu sehen und
Goldadern zu finden, oder Fischern grössere Fängen verschaffen. Albinos sterben meist
sehr früh an Hautkrebs und anderen Tumoren. Aus Scham beerdigen ihre Familien sie
heimlich, sie verschwinden. Die Dorfbewohner verfallen auch deshalb dem Aberglauben,
Albinos seien unsterblich und verfügten über magische Kräfte, weil niemand je
einen toten Albino oder die Beerdigung eines Albinos gesehen hat. Die Albinos, die wir
für diese Reportage besuchten, waren alle sehr verängstigt und sehen in jedem Fremden
einen potentiellen Knochenjäger. Sie bewaffnen sich zu ihrem eigenen Schutz oder
lassen sich von Massai-Kriegern rund um die Uhr bewachen. Aufgescheucht durch
Medienberichte versucht die Polizei, die Täter zu finden und zu verurteilen, doch der tief
verankerte Aberglaube führt weiterhin zu Morden.

Publikationsinformationen

Titel der Arbeit
Albinojagd in Tansania
Publikation
"DAS MAGAZIN"
Ausgabe
Nr 37/13.09.08
Seite(n)
Titel, Seite 12-22