vanessa püntener
Fine Art, 2008
Alp - Porträt einer verborgenen Welt
Kategoriensieger "Fine Art" 2008
Projektbeschrieb
Die bergige Landschaft des Kantons Uri ist karg, schroff und unzugänglich. Ähnlich
erscheinen dem fremden Städter die Menschen, die dort leben – in ihren Alphütten, fern
ab von MTV, Internet und Terminstress: die Älpler. Seit Jahrhunderten ziehen sie gegen
Ende Mai auf die Alp, um dort mit dem Vieh stetig höher hinaufzusteigen, immerzu dem
Sommer entgegen. Den Winter verbringen sie meist als Handwerker unten im Tal, während
ihre Alphütten von Lawinen zugedeckt werden.
Vor hundert Jahren verfasste mein Urgrossvater einen Alpinspektionsbericht, worin er
alle Alpen des Kantons Uri im Detail beschrieb. Während drei Jahren zog er von einer
Alp zur nächsten, um das Leben und Arbeiten dort zu dokumentieren.
Aus meiner Kindheit kenne ich die Alp Waldnacht: Ein schwarzer Hund bellt, die gelbe
Fahne über ihm flattert, die grossen Hände von Leo schenken den Urner Kaffee in die
braunen Tassen ein, die schon auf dem Tisch in der Stube stehen, Brot und Käse und
das Tischgebet.
Das Projekt «Alp» möchte die Menschen und ihre vom Verschwinden bedrohte Lebensart
zeigen, ihren Umgang mit Natur und Tieren, mit Alltagsgegenständen in Küche und
Stube, ihr Denken und Träumen, das sich in den religiösen wie weltlichen Devotionalien
offenbart und dieser gelebten Gegenwart eine Dauer geben.