Hanspeter Schiess

"UZWIL EIN BAHNHOF - aufgewachsen in Uzwil, war der Bahnhof für mich immer die Verbindung zur WELT. Um der Enge dieses DORFES, wie ich sie empfand zu entfliehen, war dieser ORT immer ein guter Ausgangspunkt, der Beginn einer Fahrt, einer Reise. Seit ich nicht mehr so oft in dieses Dorf zurückkehre und etwas Abstand vom ihm und seinen Bewohnern gewonnen habe, finde ich es gut, hier von Zürich aus dahin zurückzukehren und meine Bahnhofgeschichte dort zu machen an einem Ort den ich kenne, wo ich die Strukturen einigermassen durchschaue. Der Bahnhof Zürich hätte mir nicht dasselbe bedeutet. Dezember 1984 / Januar 1985".
Als ich vor gut 30 Jahren dieses Begleittext zu meiner Arbeit (Bild 1-7) schrieb, besuchte ich das zweite von vier Ausbildungsjahren an der Fachklasse für Fotografie, Schule für Gestaltung der Stadt Zürich (heute ZHdK Zürcher Hochschule der Künste) und wir befassten uns mit der fotografischen Disziplin der Fotoreportage.
Dezember 2012: Da meine Eltern immer noch in der Nachbarschaft zu diesem Bahnhof wohnhaft sind, warf ich bei Besuchen immer mal wieder einen Blick auf diese Anlage und ihre Veränderungen.
Dies brachte mich auf die Idee, meine dreissigjährige Arbeit durch aktuelle Aufnahmen fortzuführen. Sehr - sehr vieles hat sich in der Zwischenzeit verändert und dies realisiert man nicht zuletzt auch in der Nahdistanz.
Unter heutiger Betrachtung ist die fehlende digitale Welt augenfällig. Der Bahnhofsvorstand und seine Mitarbeiter arbeiten noch analog, nichts ahnend von von einem SBB Mobile APP für das Smartphone.
Mir scheinen die schwarzweissen Fotografien aus einer zeitlich weit entrückten Welt zu stammen.
Ergänzt habe ich diese Serie mit einer aktuellen Aufnahme in Farbe und in der Nacht (Bild 8). Der IC Neigezug gleitet elegant an dem Uzwiler Perron vorbei Richtung Zürich.
Uzwil ist nun auch zu einer STADT gewachsen. Hanspeter Schiess, Feb 2013