Markus Frietsch
Free, 2004
Brot
Projektbeschrieb
Als Kind war es mir, wie vielen anderen auch, nicht erlaubt, das Innere eines Brötchens genüsslich herauszulösen und zu leckeren kleinen Kugeln zu formen. «Mit Essen wird nicht gespielt» war der bekannte Kommentar zu meinen zaghaften Versuchen, in schlimmeren Fällen noch gefolgt vom Hinweis, woanders würden die Menschen verhungern.
Zwar verhungern die Menschen woanders noch heute, daran hat sich leider nichts geändert. Doch das Leben eines Brotlaibs hat sich seither dramatisch verändert. In grosser Vielfalt hergestellt und rund um die Uhr frisch lieferbar, ist Brot mittlerweile zum industriellen Massenprodukt geworden. Von keiner Bäckerhand mehr liebevoll geknetet, ist es dabei, die Aura und Symbolkraft, die es als alltäglichstes aller Nahrungsmittel seit biblischen Zeiten umgaben, zu verlieren. Höchste Zeit also, die Ware Brot einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Indem ich es seinem üblichen Zusammenhang entreisse und in ungewohnte Situationen bringe, versuche ich den Blick wieder auf das Wesentliche zu lenken: Was suggeriert uns ein Laib Brot? Nehmen wir ihn als solchen überhaupt noch wahr? Welche Gefühle vermittelt uns der Anblick eines frischen Brotes? Und an welchen Anforderungen muss ein herkömmliches Baguette zwangsläufig scheitern?Einige neue Einsatzmöglichkeiten von Brot habe ich in meiner Arbeit dargestellt. Weitere werden folgen. Und das Schöne an der Fotografie ist: Nach dem Shooting kann man das Brot immer noch aufessen.