Naima Maurer

Das ist Oscar. Ich habe Oscar in einem kleinen Dorf in Costa Rica kennengelernt. Er ist aus El Salvador geflüchtet und lebt nun mit seiner Frau und seinen drei Kindern in einem einfachen Bretterbau mit nur einem Raum. Ohne Kühlschrank. Ohne Fernseher.

Oscar arbeitet auf einem Zuckerrohrfeld.

Dieses Männlein verbringt jede Minute damit, ein bisschen näher an etwas mehr Wohlstand – eine Kaffeekanne etwa, oder einen elektrischen Rasierer – zu kommen. Oscar lebt im Rhythmus der Sonne, «la vida de la gente pobre», das Leben der armen Leute. Er besitzt nur einen Handschuh, eine Hand bleibt sauber, die andere wird schwarz.

Ich bin beeindruckt.

Nicht bloss, weil er schwerste Lasten und die stechende Hitze erträgt oder weil er ohne Uhr stets weiss, was für Zeit ist, sondern vor allem, weil er sich an den kleinen Dingen erfreut – seinem Radio, dem Gemüse aus dem Garten, seiner Familie, für die er sorgen kann.

Und wenn er abends heimkehrt, so ist er «cansado y feliz», müde und glücklich.