Christian Bobst

Reportage, 2013

Der Vater der Strassenmädchen von Katutura

Projektbeschrieb

Der Vater der Strassenmädchen von Katutura

“Wenn alleinstehende Frauen in den Townships keine Arbeit haben und kein Geld mehr da ist, wird Sex zur einzig verfügbaren Währung. Damit bezahlen sie das Nötigste wie Essen, Kleidung und die Schule für die Kinder.” Dies berichtet Father Hermann Klein-Hitpass, ein deutscher Pfarrer der in der namibischen Hauptstadt Windhoek lebt.

Seit 20 Jahren kümmert sich der 74-Jährige im Township Katutura um Frauen und Mädchen, die ihren Körper verkaufen, um sich, ihre Kinder und manchmal auch Geschwister über die Runden zu bringen. Weil Prostitution in Namibia illegal ist, haben diese Frauen kaum Schutz und Rechte. Sie sind gesellschaftlich geächtet, werden von den Freiern als „Toiletten“ verspottet und oft um ihr Geld betrogen. Raub und Vergewaltigungen sind Alltag. Die Frauen sagen, ausser Father Hermann helfe ihnen in Windhoek niemand.

Der Pfarrer betreibt in Katutura eine Tagesstätte, wo er seit 2005 über 4800 Frauen und Mädchen beraten und mit Essen und Kleidern versorgt hat. 2012 wurde er für sein Engagement mit dem deutschen Bundesverdienstkreuz geehrt. Durch sein Alter und gesundheitliche Probleme geschwächt kann er seiner Arbeit jedoch kaum noch nachkommen. Einen Nachfolger liess sich nicht finden. Auf die Frage, wie es ohne Father Hermann weitergehen wird, brechen viele Frauen in Tränen aus: „Wir verlieren unseren Vater, der Vater, den die meisten von uns nie hatten.“

Die Reportage entstand während 2 Reisen im Jahr 2005 und Ende 2013.

Publikationsinformationen

Titel der Arbeit
Der Vater der Strassenmädchen von Katutura