Bernd Nowack

Mit einer Belichtungszeit von rund 15 Millionen Sekunden (ein halbes Jahr) lassen diese Photographien die wahre Essenz der Umgebung, sowohl von Landschaften als auch von Stadtlandschaften, erkennen. Das bezeichnende Element der Bilder ist der Lauf der Sonne, festgehalten an jedem sonnigen Tag mit einer Linie, von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, von der Winter- bis zur Sommersonnenwende. Unterbrüche kennzeichnen Wolken oder bedeckte Tage. Die Technik heisst "Solarigraphie" und wird mit einer Lochkamera und schwarz/weiss Photopapier ausgeführt. Der Bildwinkel beträgt mehr als 180 Grad durch die Verwendung eine zylindrischen Büchsenkamera. Nach einer Belichtungszeit von einem halben Jahr wird das s/w Papier gescannt (keine Entwicklung nötig) und in Photoshop ins Positiv umgewandelt. Die Farben entstehen durch Silbersalze, welche sich über das halbe Jahr im intensiven Sonnenlicht in der fotografischen Emulsion auch ohne chemische Entwicklung bilden. Feuchtigkeit, Wasser und Hitze beeinflussen das fertige Bild und tragen zur Bildwirkung bei. Ein wichtiger Aspekt der Aufnahme ist es, einen Ort zu finden, an dem die Lochkamera ein halbes Jahr unberührt bleibt und weder von den Elementen noch von Tieren zerstört wird und auch nicht von Bauamtsmitarbeitern als Abfall entsorgt wird. Die Bilder sind sowohl vom Photographen gestaltet als auch von den Elementen und den Umständen vor Ort beeinflusst - jedes Bild ist ein einzigartiges Unikat, bei dem Zufall und Gestaltung durch Mensch und Umwelt vereint werden.