Christian Bobst
Reportage, 2015
Die Voodoo-Wrestler von Senegal
Projektbeschrieb
Ringen, auf englisch „wrestling“, auf französisch „la lutte“ und in der lokalen Sprache „lamb“ genannt, ist in Senegal die weitaus populärste Sportart. Die „lutte sénégalaise“ unterscheidet sich vom Ringkampf in anderen Ländern durch mystische Rituale, welche man im Westen umgangsprachlich als Voodoo bezeichnet. Die Senegalesen verwenden dafür jedoch nicht den Begriff „Voodoo“ sondern „Gris-gris“. Gris-gris werden ganz allgemein auch die von Schamanen päparierten Amulette und Zauberflüssigkeiten genannt, mit denen die Kämpfer ihre eigenen Kräfte zu stärken und die ihrer Gegner zu schwächen versuchen. Auch die Beschwörung von Geistern und Ahnen spielt eine wichtige Rolle. Dabei übergiessen sich die Wrestler oft mit Kuhmilch als Opfergabe für die Geister. Die mystischen Rituale werden bei der „lutte sénégalaise“ zusammen mit hypnotischen Trommelklängen, Gesängen und Tanzeinlagen als fester Teil der Show zelebriert. Sowohl die Ringer als auch das Publikum sind überzeugt von deren Wirkung.
Durch den Einstieg grosser Sponsoren, wie zum Beispiel den in Afrika boomenden Telekommunikations-Unternehmen, ist die "Lutte Sénégalaise" mittlerweile nämlich zum Millionen-Business geworden. In den letzten 10 bis 15 Jahren haben sich die Preisgelder mehr als verzehnfacht. Die Champions verdienen mittlerweile pro Kampf bis zu 250000 US Dollars, die grossen Stars füllen die Fussballstadien bis zum letzten Platz. Die ganze Bevölkerung in Senegal, jung und alt, Frau und Mann verfolgen die Kämpfe gebannt im Fernsehen.
Kein Wunder träumen zehntausende junger Männer in Senegal von einer Wrestling-Karriere und gehen in den immer zahlreicher werdenden Ringer-Schulen zum Training. Den Erfolgreichen winken nicht nur stattliche Preisgelder und gesellschaftlicher Respekt, sondern auch sichere Jobs, zum Beispiel als Security-Angestellte in Hotels.