Stephane Winter
Fine Art, 2017
die Winter
Selektionierte "Fine Art" 2017
Projektbeschrieb
Ich wurde in Busan in Südkorea geboren, meine Eltern kenne ich nicht. Im Alter von einem Jahr fand ich mich im Leben eines fast gewöhnlichen Schweizer Paares wieder – in einer kleinen Wohnung, in einem Vorort von Lausanne. Am Tag arbeitet mein Vater Robert als Mechaniker, meine Mutter Pierrette hat mit der Hausarbeit alle Hände voll zu tun. Am Abend werden wir in unserem kleinen Zuhause vom österreichischen Fernsehen eingelullt.
Mein Vater inspiziert manchmal den neuesten Opel, das nächste Auto, für das geduldig gespart werden muss. Uns ist langweilig, und wenn uns langweilig genug ist, widmen wir uns Rollenspielen und improvisierten Fotoshootings. Am Wochenende besuchen wir eine Tante in der Deutschschweiz oder gehen auf dem Sankt Bernhards-Pass spazieren.
Draußen gehen die Jahreszeiten ineinander über, der Schnee häuft sich auf dem Balkon, der Parkplatz und die Gebäude von gegenüber sehen genau gleich aus. Vom Balkon aus sieht man die Autobahn, die die Landschaft durchdringt; ein paar Jahre später wird eine Anti-Lärm-Mauer gebaut – die Autobahn bleibt...
In diesem Lausanner Vorort ist man weit entfernt von jener Schweiz der Uhren und der Goldbarren. Bei den Winters ist die diskretere Schweiz Programm: die Schweiz der Kleingärten und der Migros.
Es war nie meine Absicht, diese intimen Einblicke in 23 Jahre Leben, die ich im Alter von 14 Jahren begann, öffentlich zu machen. Doch heute kann ich diese kleine Welt zeigen, weil ich das Gefühl habe, nicht mehr Teil davon zu sein.