Ferit Kuyas

Die Serie zeigt acht Stadtlandschaften aus meiner neuesten Arbeit in Chongqing.
Kaum jemand in Europa kennt Chongqing, die Kriegshauptstadt Chinas im Zweiten Weltkrieg. Sie liegt in Südwestchina, in der Region Sichuan. In der Grossregion Chongqing leben ca. 31 Mio. Einwohner auf einer Fläche, die etwa zwei Mal der Ausdehnung der Schweiz entspricht.
Seit der Umgestaltung in eine autonome Stadt 1997 hat ein gewaltiger Bauboom eingesetzt. Im dicht bebauten Zentrum wächst die Stadt in die Höhe, in den Randbereichen in die Höhe und in die Breite.
Chongqing ist sehr hügelig und zwei riesige Flüsse treffen sich mitten in der Stadt.
Seit meinem ersten Besuch in Chongqing lässt mich die Stadt nicht mehr los. Sie ist der Inbegriff des Wandels in China schlechthin. Ausserdem lebt dort meine Schwiegerfamilie - Grund genug für meine „Double Happiness“ also.
Ich fotografiere seit 2004 in Chongqing. Mich interessieren vor allem die Randbereiche - die Orte, an denen die Stadt kaum mehr als Stadt wahrnehmbar aber doch spürbar ist. Aber auch die Flussufer mitten in der Stadt, wo das andere Ufer so weit entfernt ist, dass man sich am Stadtrand wähnt. Spannend ist die Dreidimensionalität. Es geht hinauf und hinunter, dramatische Ausblicke werden sichtbar. Wegen der Topographie sieht man auch kaum Velofahrer.
Die schiere Gösse der Stadt, Hitze, Feuchtigkeit, Nebel, Staub und Verkehr machen das Projekt zu einem Abenteuer. Die Arbeit mit grossen Aufnahmeformaten zwingt mich zu Langsamkeit. Letzteres wiederum ermöglicht mir immer wieder Begegnungen mit den Leuten von Chongqing.
Die gezeigten Bilder stammen von meinem letzten Besuch im November 2005. Ich werde das Projekt im April 2006 fortsetzen und die Stadt weiter umkreisen.