Françoise Funk-Salamí
Editorial, 2017
Eine Kirchgemeinde am Rand der Welt
Projektbeschrieb
Juaanna Platou, 59, ist Pfarrerin in der fast nördlichsten Kirche der Welt. Die Gemeinde ist fünfeinhalbmal so gross wie die Schweiz, zählt aber nur 800 Einwohner. Vier Monate dauert die Polarnacht, ebenso lang die Mitternachtssonne. Nur zweimal jährlich wird das Dorf von einem Frachtschiff versorgt. Stolz und doch bescheiden steht Juaanna Platou vor dem symbolträchtigen Gemälde des Künstlers Ernst Hansen aus dem Jahr 1930. Es zeigt Jesus (in Socken!) mit zwei Inuit-Kindern vor dem Berg Thule, der ursprünglichen Heimat der Polar-Inuit. Als 1953 die amerikanische Luftwaffenbasis gebaut wurde, mussten die Bewohner zwangsweise umsiedeln. Seelsorgerische Gespräche sind ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit als Pfarrerin. Alkoholismus, häusliche Gewalt und Spielsucht zählen zu den grössten Problemen der Gesellschaft, die mit dem kulturellen Wandel schlecht zurechtkommt. Viele Kinder werden vernachlässigt, doch sie sind die Zukunft. Am Rand der Welt ist diese aber ungewiss: Nicht nur die Klimaerwärmung stellt die Polar-Inuit vor grosse Herausforderungen, auch Fangquoten und Exportverbote entziehen den letzten Jägern Grönlands die Lebensgrundlage.