Françoise Funk-Salamí

Editorial, 2017

Eine Kirchgemeinde am Rand der Welt

In Qaanaaq steht eine der nördlichsten Kirchen der Welt. Mit der Errichtung der Handelsstation Thule durch den Polarforscher Knud Rasmussen begann ab 1909 die Christianisierung der Region. Heute gehören 99 Prozent der 56'000 Grönländer der evangangelisch-lutherischen Kirche an.

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Stolz und doch bescheiden steht die Pfarrerin Juaanna Platou mit ihren auffallend grünen Augen vor dem symbolträchtigen Gemälde des Künstlers Ernst Hansen aus dem Jahr 1930. Es zeigt Jesus mit zwei Inuit-Kindern vor dem Berg Thule, der ursprünglichen Heimat der Polar Inuit. Als 1953 die amerikanische Luftwaffenbasis gebaut wurde, mussten die Bewohner zwangsweise ins über 100 Kilometer entfernte Qaanaaq umsiedeln.

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Qaanaaq liegt auf dem 77. Breitengrat und ist eine der nördlichsten Siedlungen der Welt. Vier Monate dauert die Polarnacht, ebenso lang die Mitternachtssonne. Nur zweimal jährlich wird das Dorf von einem Frachtschiff versorgt. Das Dorf ist nur mit Flugzeug zweimal wöchentlich erreichbar, wenn es das Wetter erlaubt.

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Leichtfüssig springt dieser Inuit-Junge in der Mitternachtssonne über das schmelzende Meereis bei Qaanaaq. Wo es keine Bäume zum Klettern gibt, dienen die Eisschollen des Polarmeers als Spielwiese. Doch die Zukunft am Rand der Welt ist ungewiss: Der gesellschaftliche Wandel und die Klimaerwärmung stellen die Polar-Inuit vor grosse Herausforderungen.

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Grönländische Kinder geniessen eine Freiheit, die wir bei uns nicht mehr kennen. Ob dieser Junge dereinst das traditionsreiche Handwerk des Jagens noch ausüben wird, ist ungewiss. Denn Fangquoten und Exportverbote entziehen den letzten Jägern Grönlands die Lebensgrundlage.

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Projektbeschrieb

Juaanna Platou, 59, ist Pfarrerin in der fast nördlichsten Kirche der Welt. Die Gemeinde ist fünfeinhalbmal so gross wie die Schweiz, zählt aber nur 800 Einwohner. Vier Monate dauert die Polarnacht, ebenso lang die Mitternachtssonne. Nur zweimal jährlich wird das Dorf von einem Frachtschiff versorgt. Stolz und doch bescheiden steht Juaanna Platou vor dem symbolträchtigen Gemälde des Künstlers Ernst Hansen aus dem Jahr 1930. Es zeigt Jesus (in Socken!) mit zwei Inuit-Kindern vor dem Berg Thule, der ursprünglichen Heimat der Polar-Inuit. Als 1953 die amerikanische Luftwaffenbasis gebaut wurde, mussten die Bewohner zwangsweise umsiedeln. Seelsorgerische Gespräche sind ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit als Pfarrerin. Alkoholismus, häusliche Gewalt und Spielsucht zählen zu den grössten Problemen der Gesellschaft, die mit dem kulturellen Wandel schlecht zurechtkommt. Viele Kinder werden vernachlässigt, doch sie sind die Zukunft. Am Rand der Welt ist diese aber ungewiss: Nicht nur die Klimaerwärmung stellt die Polar-Inuit vor grosse Herausforderungen, auch Fangquoten und Exportverbote entziehen den letzten Jägern Grönlands die Lebensgrundlage.

Publikationsinformationen

Titel der Arbeit
Eine Kirchgemeinde am Rand der Welt
Publikation
Reformiert
Ausgabe
29.9.17
Seite(n)
3
Herausgeber
Reformiert