Roberto Carbone
Reportage, 2017
Faith: Inside Hare Krishna
Projektbeschrieb
Faith: Inside Hare Krishna
Das Interesse und der Wissensdurst zum Thema Religion und Glauben begleiten den Fotografen Roberto Carbone seit seiner Kindheit: Frei Evangelisch aufgewachsen und als Teenager aus der katholischen Kirchgemeinde ausgetreten, setzt er sich mit diversen Glaubensrichtungen offen auseinander und deckt dabei sein eigenes Unwissen, seine Gedankenmuster und Vorurteile auf.
Seine Auseinandersetzung mit den fünf Weltreligionen startet mit der Bilderserie über die Hare Krishna-Bewegung. Roberto Carbone begegnete im Sommer 2017 am Zürichsee den singenden, tanzenden und Kekse verteilenden Krishna-Geweihten der Zürcher Hare Krishna Gemeinde. Die Begegnung lösten bei ihm Fragen aus:
Was ist Hare Krishna?
Woran glauben die Krishna-Geweihten?
Wie finanziert sich die Bewegung?
Wie gestaltet sich der Tagesablauf im Tempel?
Das Projekt «Faith – Inside Hare Krishna» entstand mit dem Ziel fremde Religionen durch eine Fotoreportage näher zu bringen, alte Gedankenmuster zu durchbrechen und durch Wissen Ängste gegenüber Unbekanntem abzubauen.
Vertrauensvolle Einsichten
Antworten zu seinen Fragen fand Roberto Carbone während seiner Besuche im Hare Krishna Tempel Zürich. Er erlebte volles Vertrauen der Geweihten und verbrachte auch eine Nacht im Tempel.
Der erste Teil der Bildserie zeigt das Geburtstagfestes zu Ehren Krishnas. Im zweiten Teil erhält der Betrachter einen Eindruck der täglich (!) stattfindenden Morgenzeremonie, die um 04.30 h beginnt.
Die Arbeit erforderte moralische Integrität und ethisches Verantwortungsbewusstsein.
Mit Offenheit und auf den Moment des Augenblicks konzentriert, entstand eine objektive Annäherung, subjektiver Eindrücke. Eine Gratwanderung bei 12600 ISO, zwischen Distanz und Nähe.
Antworten
Hare Krishna ist aus dem Hinduismus entstanden. Die Geweihten glauben an die Wiedergeburt und verfolgen das Ziel, aus diesem Kreislauf ausscheiden zu dürfen. Erreicht wird dies durch gute Taten und somit gutem Karma. Die Handlungen manifestieren sich sowohl geistig als auch körperlich, können guter, schlechter oder neutraler Natur sein. Das Karma ist mit der Seele verbunden und wirkt über den Tod hinaus, bestimmt die Wiedergeburt oder die Befreiung (moksha) aus dem Samsara, dem Kreislauf von Leben und Tod.
Ist es einmal befreit, vereinigt es sich mit der Weltseele (brahman oder paratman). Die Hare Krishna Richtlinien, denen zu folgen jeder Geweihte aufgefordert ist, zeichnen sie vor allem durch Demut, Respekt, Ehrlichkeit und gutes Benehmen aus.
Die Finanzierung der Gemeinde entsteht einerseits durch Beiträge von Mitgliedern, Spenden und Öffentlichkeitsarbeiten. Im Tempel selbst leben rund sechs Anhänger, wobei diese nur eine definierte Zeit im Tempel leben.
Der Alltag beginnt mit Singen, Beten, Tanzen und praktischem Hingebungsvollen Dienst wie kochen, Tempel reinigen oder Garten Arbeit.
Der Nachmittag kann individuell mit lesen, persönliches Studium oder Gehmeditation gestaltet werden.
Einige Geweihte gehen ab und zu auch auf harinama-sankirtana.
(Öffentliches Singender heiligen Namen Gottes, zusammen mit prasadam-Verteilung
oder Verkauf von Büchern).
Nach der Abendzeremonie, einer Vorlesung aus der Bhagavad Gita, eine der zentralen Schriften des Hinduismus und einem Abendessen mit vedischen Spezialitäten
Beginnt um 21:00 bereits die Nachtruhe, um diese Zeit legen sich die meisten Krishna-Geweihten schlafen.