Caroline Micaela Hauger
Reportage, 2015
Gottes Knecht: Eine Reise mit dem Zürcher Obdachlosenpfarrer Ernst Sieber, 88, zurück zu seinen Wurzeln
Projektbeschrieb
Sein Meister ist Jesus Christus, seine Botschaft die Nächstenliebe: Pfarrer Ernst Sieber engagiert sich seit 60 Jahren für die sozial Schwachen in der Gesellschaft. Der bekannteste Seelsorger und "Saftwurzel Gottes" führt seinen Einsatz mit grossem Herzen und enormem persönlichen Einsatz. Die Gottesdienste des Missionars im Mantel in den von ihm gegründeten Sozialwerken und im "Pfuusbus" werden regelmässig von Obdachlosen, Aidskranken und Randständigen besucht. Er begegnet ihnen auf Augenhöhe, berührt die Menschen mit sanften Händen und starken Worten.
Geboren am 24. Februar 1927 in Horgen, fand er als Bauernknecht auf dem Hirzel unter einer 500jährigen Linde zum Glauben. Sie ist bis heute sein Lebensbaum. Eine wichtige Kraftquelle ist für ihn auch die Malerie und Bildhauerei. Die bronzene Figurengruppe auf dem Friedhof Horgen schuf er aus zwölf Tonne Lehm aus Einsiedeln. Jede freie Minute verbringt der Lebenskünstler in seinem Atelier am Sihlsee. Im alten Bienenhaus bannt er den Barmherzigen so echt auf Jute ("die Leinwand der Armen"), dass einem beim Betrachten seines gewaltigen Oevres (rund 600 Bilder) ganz mulmig wird. Im Sommer lässt er hier seine Geissen Flöckli und Blüemli weiden.
Sieber ist seit 57 Jahren mit Sonja verheiratet – der "Sonne seines Lebens". Das Paar hat acht Kinder, vier eigene, vier adoptierte.
Eine Fotoreportage über die unbekannten Seiten des bekanntesten Pfarrers der Schweiz.