Stefan Koch

Nach genau einem Jahrhundert Steinkohleförderung in Kamp-Lintfort ist das Bergwerk West Ende 2012 geschlossen worden. Mit ihm verschwindet nach und nach einer der wichtigsten Produktionszweige der Industrialisierung – zumindest in Deutschland. Der durch die Globalisierung und die bevorstehende Energiewende voranschreitende Strukturwandel hinterlässt seine Spuren in der Landschaft und bei den Menschen. Diese Umbrüche und Einschnitte – verbunden mit dem Wegbrechen ganzer Lebenswelten ist mein Fokus.
Eine zweite Dimension bekommt meine Geschichte durch Fotos aus dem eigenen Familienalbum: Mein Großvater Hans hatte in dem Bergwerk nach dem Krieg über 30 Jahre als Bergmann im Schacht Friedrich-Heinrich Kohle geschlagen. 1978 ist er dann, kurz nach meiner Geburt, mit 63 Jahren, an den Folgen seiner Staublungenerkrankung gestorben. Ich habe ihn nie kennen gelernt, trotzdem habe ich das Gefühl zu wissen, wie er war.
Mit meiner Serie erzähle ich einerseits von meinen Großeltern die nach ihrer Vertreibung aus Pommern in Kamp-Lintfort landeten, Familie gründeten und in den Wirtschaftswunderjahren so etwas wie Glück verspürten. Auf der anderen Seite besteht meine Serie aus Bildern der Stadt Kamp-Lintfort und dem Bergwerk West mit denen ich das Vakuum aufspüre das im Ruhrgebiet und am Niederrhein in vielen Städten allgegenwärtig ist. Hervorgerufen durch den Strukturwandel der das Ende des deutschen Steinkohlebergbaus mit sich bringt.
Diese kleine Welt war die meines Großvaters, dem ich mich nahe fühle und dem ich auf diese Weise Respekt zollen möchte für seine Entbehrungen und seine Genügsamkeit. Es ist die Suche nach meinen Wurzeln.