Paul Duri Degonda
Architektur, 2016
im abseits, am kulturgut arbeitend
Projektbeschrieb
Im ABSEITS, am KULTURGUT arbeitend.
„Wer sich dem technischen Fortschritt verschreibt, der fühlt sich magisch angezogen von der Gegenmacht, den Zeugnissen des Anfangs, besonders wenn diese Objekte sind.“(1)
Die Entstehung der Urhütte wird unter anderem in Vitruvs „Zehn Bücher über die Architektur“ beschrieben. (2)
In der Urzeit lebten die Menschen wie wilde Tiere und es fehlte ihnen an Sprache. Das zufällig entdeckte FEUER führte zu einem traumatischen Erlebnis. Es musste verarbeitet werden, eine menschliche Notwendigkeit.
In der Folge entstanden menschliche LAUTE ...
Die Sprache entwickelte sich. Der Schreck des Feuers wich nach und nach einem Interesse. Die Menschen sassen am FEUER, um sich auszutauschen.
In der Folge entwickelte sich die menschliche PSYCHE, eine kollektive Erfahrung ...
Am beschützenden FEUER wurde das menschliche FÜHLEN und DENKEN verfeinert. Im Austausch mit- und gegeneinander entwickelten sich die geistigen Eigenschaften und Fähigkeiten.
In der Folge entstand die erste SCHUTZhütte, die Urhütte ...
„So begannen die einen, aus Laub Hütten zu bauen, andere, am Fuss von Bergen Höhlen zu graben; einige ahmten auch die Nester der Schwalben nach und stellten aus Lehm und Reisig Behausungen her, um dort unterzuschlüpfen".(2)
Ein Leben aus der Notwendigkeit ... aus dem Bedürfnis zu Überleben ... geprägt von EINFACHHEIT ... aufgehoben im MUTTERSCHOSS der NATUR ...
In der Folge wurde der Fortschritt eingeleitet ...
In ihren Tätigkeiten AHMTEN die Menschen zuerst die NATUR nach. Von dem was vorlag übernahmen sie die Prinzipien. Die Lösungen wurden miteinander verglichen und die dabei gemachten BEOBACHTUNGEN führten zu immer differenzierteren und REIFEREN Resultaten (4) ... bis hin zur ELPHI ...
Der Mensch ÜBER-LEBT zur Zeit durch künstliche Massnahmen ...
Der hochindustrielle, hochurbanisierte und mit hohem „per capita income“ (3) versehene Kulturleistungsmensch liebt das mechanisierte, künstliche RaumKlima.
Wir haben uns selbst entmündigt. Wir dispensieren unseren Körper vollständig vom Gebrauch seiner Fähigkeit. Die thermisch-künstliche Umgebung verhindert die natürliche Entwicklung des Metabolismus beim Menschen.
Die Folge ist ein gestörter Wärmehaushalt auf allen Ebenen.
Ein wiederkehrendes TRAUMA, ausgelöst durch die zufällige Entdeckung des FEUERS.
„Der gefährlichste Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte“
Zu seinem 75. Geburtstag warnt Stephen Hawking vor sozialer Ungleichheit und fordert die Eliten zu mehr Demut auf ...
Die Sanierung in Peist
In der Vergangenheit gebaut und für eine nachhaltige Zukunft renoviert.
Ein lehrreiches Beispiel eines Wärmehaushalts. Dieser ist nicht einseitig auf ein rein technisch wohltemperiertes Haus fixiert. Wie bei der Schutzhütte beim Sennen auf der Alp spielen das Kleid, das Feuer und die Öffnungen eine reale Rolle.
In Peist wird die hemdsärmelige Aufenthaltsfläche durch den Strahlungsradius des wahrnehmbaren Feuers abgesteckt.
Eine gelungene Arbeit am überlieferten Kulturgut. Ein feinfühliger Umgang mit dem Element Fenster.
Die Kunst des Handwerks hat in diesem Fall überlebt. Die trockene, genormte Wärmehaushaltszahl ist für einmal in den Hintergrund getreten.
Paul Duri Degonda
Bibliografie:
(1) Diego Giovanoli _ Alpschermen und Maiensässe in Graubünden, Verlag Haupt Bern, 2004
(1) Adolf Max Vogt, LE CORBUSIER, Der edle Wilde, Wiesbaden 1996
(3) Kontext, Öffnung _ Prof. H. Ronner, E. Rysler, P. Spoerli, ETH Zürich-Hönggerberg
(4) Ursprungslegenden _ die ideale Geschichte und die Herleitung der Architektur _ Prof. Dr. W. Oechslin, Kunst- und Architekturgeschichte, ETH Zürich
(2) Vitruv _ Zehn Bücher über die Architektur", zweites Buch, erstes Kapitel, vom Ursprung der Gebäude.