Johanna Bossart

Fotografien von skulpturalen Objekten, die beim Bleigiessen entstehen, zeugen in ihrer expressiven Form und Materialität von den physikalischen Prozessen der Verflüssigung und der Erstarrung. Der amorphe Ausdruck der Einfrierung kann als transitorischer Aggregatszustand zwischen Altem und Neuem verstanden werden, der den Betrachter dazu einlädt, die fein texturierten Oberflächen zu erkunden und imaginativ zu erweitern. Die Hochglanz-Prints, in deren Oberflächen sich der Betrachter und der Ausstellungsraum spiegeln, kommen diesem Erkundungsspiel zu Hilfe. Die zweidimensionale Fläche des Bildes erhält durch das gewählte Foto-Papier eine zusätzliche Dimension, die den Skulpturen eine imaginäre Tiefe verleiht.
Bleigiessen ist ein alter Orakel-Brauch, den bereits die Römer pflegten. Umrisse und Oberflächenbeschaffenheit wecken Assoziationen:
durch unterschiedliche Wahrnehmungen entstehen individuelle Bilder.
Die in die Zukunft blickende Interpretation der Bleiobjekte mag zwar nicht ganz ernst gemeint sein, trotzdem scheint der Mensch für Weissagungen empfänglich.