Bohn Haike

Vergangenes Frühjahr verbrachte ich auf Kreta, jene Tage, wo alle von den griechischen Schulden redeten.
Zwischen den herben Linien der kretischen Südküste war von dem medialen Schlagabtausch nichts zu merken. Urzeitlich präsentierte sich mir die Landschaft, streng und verwittert.
Und ebenso die Menschen. Diesen beiden melkenden Schäfern begegnete ich auf abgelegenem Weg in den Südausläufern des Idagebirges. Mit einer männlichen Bestimmtheit verrichten sie ihre Arbeit. An die 400 Schafe müssen jeden Tag gemolken werden. Um ihre Rücken zu schonen, hängen sie in Gurten, improvisiert, mit einfachsten Mitteln.
Das Leben fordert Kraft in diesem steilen und steinigen Gebirge. Aber zwischen staubigen Kräutern und borstigen Sträuchern entdeckte ich eine Empfindsamkeit und Zartheit, die ich nicht vermutet hätte. Die Milch, mühselig der Unwirtlichkeit des Landes abgerungen, ergiesst sich wie ein Wunder.