Gérard Lüthi
Fine Art, 2015
Le crépuscule de l'aube
Projektbeschrieb
Ich habe mich entschieden, die Variationen des Lichts an ein und demselben Ort in den Blick zu nehmen. Ich habe den Übergang vom Tag zur Nacht – oder umgekehrt – fotografiert, um einen Katalog von Aufnahmen der immer gleichen Szene mit unterschiedlichsten Beleuchtungen zu erhalten. Dann habe ich Fragmente aus mehreren Negativen herausgeschnitten und durch deren sukzessives Zusammensetzen ein neues, scheinbar kohärentes Bild konstruiert.
Ich wollte mit der semantischen Manipulation der Bilder spielen. So habe ich in einem einzelnen Foto mehrere Realitäten verschränkt, um eine Welt entstehen zu lassen, die eine illusionsbildende Wirkung entfaltet. Ich wollte auf diese Weise‚ eine Fiktion, die vorgibt, wahrhaftig zu sein‘, schaffen.
Die Fremdheit entsteht durch die besondere Beleuchtung, die das Licht des Tages und der Nacht mischt, in etwa so wie in einem Traum.
Ich habe die Passanten eingeführt, damit sie mit der Fremdheit der geschaffenen Welten in einen Dialog treten. Sie tragen dazu bei, dass diese Welten, da bewohnt, wahrscheinlich scheinen. Sie lassen an ein einzelnes Negativ glauben. Ihre Präsenz vermittelt den Eindruck, man habe es mit einer Momentaufnahme zu tun, obgleich die Aufnahmezeit für jedes Bild von zwei bis hin zu acht Stunden reichen kann!
Zugleich lassen die Figuren durch ihre Haltungen die Fotos aber auch noch fremder wirken. Ich habe stets Passanten verwendet, die von Anfang an Teil der Kulisse waren, hierbei jedoch jene ausgewählt, die durch ihre Kleidung, ihre Gestik dazu beitrugen, dass das schlussendliche Bild verwunderlich wirkt.