Dominik Golob

Beim Besuch einer Grossveranstaltung wurde ich auf die überquellenden Abfalleimer
aufmerksam. Die konsumierenden Massen hatten ihre Spuren hinterlassen und dabei
den Müll unbewusst zu kunstvollen Türmen und Haufen formiert. Die Schweizer Ordnungsliebe
schien sich in diesen Zufallsskulpturen zu manifestieren, wurde doch der
Müll nicht achtlos auf die Strasse geworfen, sondern der Versuch unternommen, eine
sachgerechte Entsorgung zu gewährleisten. Jeder Abfalleimer erschien mir als Zeuge
dieses Bemühens, als Beweis guter Erziehung, aber auch als gemeinschaftliches
Kunstwerk, das den urbanen Raum als gemeinsames Zuhause markiert, in dem man
sich um anständiges Benehmen bemüht.
Die Serie «Ordnungsliebe» dokumentiert diese Abfallwerke, um sie für den Betrachter
zu erhalten, denn die kreativ gestopften und gestapelten Konstruktionen bestehen nur
bis zur nächsten Windböe und werden durch den Einsatz der Stadtreinigung gänzlich
zerstört.
Die Müllansammlungen sollen in meinen Bildern nicht als negative Folgen einer Veranstaltung
wahrgenommen werden, sondern als Zeugnisse der schweizerischen Ordnungsliebe
und des kreativen Wohlwollens.
Die Aufnahmen entstanden nachts nach Ende der Veranstaltung unter Einsatz gesetzter
Beleuchtung. Erst die Lichtsetzung lässt die Mülleimer als Skulpturen in Erscheinung
treten und verleiht der Szene zusätzlich einen inszenierten Charakter. Tatsächlich sprachen
mich schon während des Fotografierens Passanten an und fragten, ob ich diesen
Müllberg selbst gebaut hätte.