Andreas Tschersich
Architektur, 2016
peripher
Projektbeschrieb
Das titelgebende «peripher» fungiert in meinen Arbeiten als strukturelles, ästhetisches und mentales Moment. Es verweist auf Orte des Übergangs und Durchgangs, die sich einer eindeutigen Verortung, Normierung und Begrenzung entziehen. Ich porträtiere urbane Landschaften, wobei Menschen, Sorgfalt, Gewohnheit und Nutzen stets verborgen bleiben. Der Tenor ist derselbe, unabhängig davon, wo sich die Szenerie befindet. Die Bilder sind universell, wirken aber nie fremd, nie abweisend, sondern sind in ihrer banalen Realität auch jenen vertraut, die diese Orte noch nie besucht haben.
Ich suche bewusst nach Motiven, doch manchmal fallen sie mir auch einfach zu. So ist es auf Spaziergängen bisweilen plötzlich da – das Gefühl, das ich in meiner Arbeit vermitteln möchte. Es ist das Wahrnehmen eines Augenblicks auf der Kippe, der Moment vor der Entscheidung: Verwahrlosung oder Aufwertung, Gefahr oder Geborgenheit. Alles kann geschehen.
Um dem «menschlichen Blick», dem Erleben eines Moments, möglichst nahe zu bleiben, bediene ich mich einer digitalen, für den Betrachter unsichtbaren, Montagetechnik: Mehrere Mittelformat-Negative werden zu einem grossen Bild zusammengefügt, um grössere Ausschnitte darzustellen und perspektivische Verzerrungen zu vermeiden, die bei einer mechanisch konstruierten Einzelaufnahme einer Grossbildkamera unumgänglich wären. Ich möchte unter Zuhilfenahme der Technik nicht die Wirklichkeit verfälschen, sondern sich dieser so «eng als möglich anschmiegen».