Barbara Davatz
Fine Art, 2002
Porträtserie <Gsüün>
Projektbeschrieb
Eine Arbeit zum Thema familiäre Ähnlichkeiten und Verwandtschaften
‹Gsüün› bezeichnet laut ‹Schweizerischem Idiotikon› (Dialektwörterbuch) einen bestimmten, ererbten Familien- und Volkstypus, meint auch Angesicht, Antlitz, Gesichtsausdruck.
‹Gsüün› ist eine fotografische Arbeit über familiäre Ähnlichkeiten, über Verwandtschaften, über die Weitergabe von physiognomischen Merkmalen und physischen Eigenschaften innerhalb eines Familienstammes. Der Arbeit liegt aber auch, vielleicht weniger augenfällig, ein tiefer liegendes Thema zu Grunde: der Gang der Generationen, der Fluss des Lebens.
Die Menschen wurden streng formal vor hellgrauem Hintergrund fotografiert, aus ihrer Umgebung «herausgeschält», damit nichts mehr von der Gestalt und deren Botschaften ablenkt. Die Menschenfiguren treten so in einer Klarheit und Konzentriertheit in Erscheinung wie selten bei der physischen Begegnung – ein «Sichtbar-Machen». Die abgebildete Realität kann so ihre Faszination und Intensität entfalten. Die schlichte Art der Aufnahme erlaubt es den Menschen, sich selbst «darzustellen».
Einer naturwissenschaftlichen Sammlung nicht unähnlich, erlaubt diese auf das Wesentliche konzentrierte Darstellung das «morphologische Studium», das neugierige und präzise Betrachten der einzelnen Gestalten. Das genaue Hinschauen kann Beziehungsgeflechte aufdecken, die verwandtschaftliche «Organisation» einer (Stammes-)Gruppe. Da und dort schimmern die Geschichten hinter und zwischen den Bildern durch.
Einen aktuellen Bezug bekommt diese fotografische Recherche vor dem Hintergrund der neuesten Forschung auf dem Gebiet der Genetik.
N.B. Die starke Reduktion von 77 auf nur 7 Fotografien ist für die Vermittlung des Konzeptes, der Botschaft dieser seriellen Arbeit problematisch.