alex gertschen
Free, 2008
queens
Selektionierte "Free" 2008
Projektbeschrieb
Jedem sein Königreich. Jeder sein eigener Herr, Meister, Kreateur und Dompteur von
Material, Form und Farbe.
In der individualistischen Gesellschaft schafft sich jeder sein Reich selbst. Alles eine
Frage des Marketings und der Positionierung, der eigenen Wünsche und der Selbstbestimmung.
Die Bausteine sind allen zugänglich. Was also bewahrt die Königin davor,
dass sie mit dem Koch oder der Magd verwechselt wird? Auch die haben Botoxspritzen,
Küchengeräte, Fingerhüte und weisse Zähne. Phantasie und Kreativität, Ideen und Mut
zur Zweckentfremdung – das sind die wirklich wahren Schätze. Damit erst wird die Krone
wieder zum Symbol von Reichtum.
Soweit der analytische Teil. Doch ein zweiter folgt sogleich: Schauen Sie konkret.
Die grosse, weite westliche Welt, auf der die Konsumgesellschaft ihre Vorstellung gibt,
ist eine Spielwiese. Was erzählt zum Beispiel ein Kondom, geringelt um eine Alka-Seltzer-
Tablette, am Körper von Queen Happy? Hatte da jemand eine lange Nacht, etwas
richtig gemeint und falsch gemacht? Oder umgekehrt? Ist es gut herausgekommen?
Manche Queens geraten mitten in ihrem selbst gebauten Königsgarten in Zwickmühlen,
andere staffieren sich aus für ihre Mission. Dritte entsprechen einfach nur dem Klischee.
Kurz: Was einem Menschen der Fingerabdruck, sind den Queens die Gewänder.
Alles halb so wild. Das Ende der Zivilisation ist erst dann erreicht, wenn sich niemand
mehr eine Geschichte zu erzählen weiss. Oder noch schlimmer: keiner mehr eine erlebt.
Man darf die Prognose wagen, dass es in absehbarer Zeit soweit nicht kommen
wird. In diesem Sinne: «God save the Queen»