Marvin Zilm
Free, 2016
Rastplatz
Projektbeschrieb
Rastplatz
Rastplätze sind oft gesichtslose Orte, die sich in der Regel sehr ähneln.
Es gibt ein paar Bäume, Sitzgelegenheiten, Tische und manchmal auch ein Toilettenhaus. Hier treffen alle Gesellschaftsschichten aufeinander, nehmen einander wahr, doch kommen so gut wie nie miteinander ins Gespräch, jeder ist für sich, kurz vor dem Ziel oder eine lange Autofahrt noch vor sich.
Trotzdem erlaubt oder bietet ein Parkplatz den Menschen, ihr privates Leben für einen Moment nach aussen zu kehren, es öffentlich zu machen, sich unbeabsichtigt selbst zu inszenieren.
Der Ort wird für eine bestimmte Zeit in Anspruch genommen und sie gestalten ihn nach ihren Vorstellungen.
Viele Rastende legen sich schlafen, machen Picknick, LKW Fahrer kochen oft selbst, einige lesen, Babies werden gestillt, Spiele gespielt, manche telefonieren, wenige beten, , die Haustiere versorgt, Menschen unterhalten sich, schweigen, rauchen.
Die Gesichtslosigkeit und Austauschbarkeit der Parkplätze und das dortige Innehalten, der eben noch auf der Strasse fahrenden, reisenden, rasenden Menschen zieht mich an und ich erkenne selbst im schnellen Vorbeifahren diese kurzen beiläufigen, aber bekannten Konstellationen.
Für dieses Projekt wählte ich bewusst die Grossbildkamera und den Planfilm im Format 4x5 inch aus, um auch mich der Schnelligkeit für einen Moment zu entziehen.
Ich nehme nur ein einziges Foto von der Szenerie auf und versuche, genau diese zuvor manchmal skurril anmutende Situation wieder herzustellen und bitte die Menschen meinen gestalterischen Vorstellungen zu folgen.
Es sind feine Eingriffe und Verschiebungen, möglichst nah am Original, welches sich kurz zuvor in mein Bewusstsein eingebrannt hat.
Die Lust mit der Grossbildkamera zu arbeiten, hat unglaubliche Effekte auf die porträtierten Personen. Sie fühlen sich stärker wahr und ernst genommen, die Aufmerksamkeit wird durch die altertümlich anmutende Kamera zusätzlich erhöht.
Der Prozess des Fotografierens wird sichtbarer und für beide Seiten erlebbarer.
Das hat einen grossen Einfluss auf die Bilder.
Der Rastplatz ist ein internationaler Ort, die Geschichten, die ich höre werden auf polnisch, russisch, portugiesisch, englisch usw. erzählt. Die Autokennzeichen spiegeln ganz Europa wieder.
Ich habe mit der Serie in der Schweiz begonnen und sie in Deutschland fortgesetzt.
Es ist ein Projekt das ich weiter verfolgen werde und auf weitere Länder ausdehnen möchte.