Roger Eberhard

Porträts. Nur 250 Kilometer entfernt von Moskau. Millionenmetropole, Zentrum der
Macht, Macht des Geldes. Nur 250 Kilometer entfernt vom Schlaraffenland (engl.
Cockaigne). Im Niemandsland. In einer der ärmsten Gegenden Russlands. Im russischen
Winter. Wo die Zeit stehen geblieben ist. Wo Menschen mitten im Nichts stehen.
Wartend. Worauf? Verwurzelt. Worin? Verloren in der Weite, wie vergessen. Wie sie der
Kälte trotzen, und wie sie Wärme spenden. Kräftig und unerschütterlich, stählern und
stolz. Wie sie in der Isolation die Einsamkeit leben. Menschen wie Bechers Kühltürme.
Zentral ist die Distanz, die Frage nach der Objektivität. Immerzu dieselbe Komposition,
im Mittelpunkt stets der Mensch. Die Kamera unter Augenhöhe. Die Bilder auf Film
fotografiert. Diffuses Licht, fahle Farben. 6 × 7, Mittelformat.
Suche nach Wahrheit? Wäre vermessen. Ziel ist Ehrlichkeit, Dokumentieren, ohne zu
intervenieren. Kaum inszenieren. Zeitlosigkeit festhalten. Zeigen, wie es ist. Wie es ist,
nur 250 Kilometer entfernt von Moskau.