Christian Bobst

Reportage, 2014

Sole Mother of Katutura

Cecilia (23) wurden von ihrer Mutter zusammen mit und ihren beiden Schwestern Maria und Irene für Sex an Männer verkauft, als sie 11, 10, und 9 Jahre alt waren.
In einigen Quartieren des Townships Katutura, welches die namibische Hauptstadt Windhoeck umgibt, sind die Lebensbedingungen extrem harsch. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, Alkoholsucht und Missbrauch an Frauen und Kindern sind häufig.
Trudi (28) sagt, ihre Kinder seien einzige Freude. Weil die Freier den Gebrauch von Kondomen ablehnen, stecken sich viele Frauen nicht nur mit AIDS an, sie werden auch immer wieder schwanger. Manche haben bis zu 10 Kinder.
Frauen, die als Prostituierten abgestempelt sind, können von ihren Nachbarn und Verwandten kaum Solidarität erwarten. Unterstützung bekommen sie meist nur von anderen Frauen, die mit ihnen dasselbe Schicksal teilen.
Dina (28) wurde von ihrem Stiefvater aus dem Haus gejagt als sie 18 Jahre alt war. Sie kam bei einer Prostituierten unter und begann sich bald darauf selber zu verkaufen. Sie hat ein Kind, zwei hat sie verloren. Seither leidet sie an mentalen Problemen.
Kinder leiden ganz besonders unter der Situation ihrer Mütter, die oft krank und gesellschaftlich stigmatisiert sind. Viele haben kaum zu Essen und können nicht zur Schule gehen, weil kein Geld da ist. Nicht wenige müssen sich später selber verkaufen.
Als 14-jährige wurde Agnes (24) von ihrem Vater zu Sex gezwungen. In der Folge begann ihre Mutter zu trinken und Agnes an Männer zu verkaufen, um ihre Sucht zu finanzieren. Heute muss sich Agnes für ihre drei von Freiern gezeugten Kinder prostituieren.
Immer mehr Männer in Namibia wollen Sex mit sehr junge Mädchen und Kindern, weil sie annehmen, diese hätten keine Krankheiten. Außerdem kursiert der Aberglaube, Sex mit einer Jungfrau würde eine HIV-Infektion heilen.

Publikationsinformationen

Titel der Arbeit
Sole Mother of Katutura
Publikation
Die Zeit (Online)
Ausgabe
21.12.2014