Raphael Just
Fine Art, 2007
Somnubene 1mg
Projektbeschrieb
Seit ich mich bewusst mit Kunst auseinandersetzen konnte galt meine grösste Aufmerksamkeit stets der Malerei, im besonderem dem Fotorealismus. Dieser Umstand hatte eine intensive Auseinandersetzung mit Malern wie Gerhard Richter, Franz Gertsch, Chuck Close und dem für mich als den Fotorealisten der ersten Stunde geltenden Michelangelo Merisi Da Caravaggio zur Folge.
Caravaggios fotonahe hell/dunkel Malerei übte eine unglaubliche Faszination auf mich aus, da Caravaggio mit seinem für die damalige Zeit äußerst visionärem Realismus schon vor ihrer Erfindung Bilder mit einer dokumentarischen Sachlichkeit schuf, die einer Fotografie gleich kommen, ohne dabei die für mich wesentliche, malerische Wirkung zu verlieren. Die Überschneidung von Fotografie und Malerei wurde somit zu einem Leitfaden, der sich durch meine gesamte Arbeit zieht.
Durch gezieltes Zusammenspiel fototechnischer Mittel wie Überschärfungen, Farb- und Gradationsbeeinflussungen mit Bildkomposition und Lichtführung entrücke ich die Fotografie ihrem ursprünglichstem Wesen ein möglichst wahrhaftes, objektives und dokumentarisches Abbild zu sein und schaffe eine Art idealisiertes, hyperreales Abbild des Alltäglichen und verleihe ihr Haptik und Wirkung fotorealistischer Malerei.
In der Arbeit „Somnubene 1mg“ beschäftigte ich mich thematisch mit der Wiener Junkie-Szene am Karlsplatz, wo das gleichnamige Medikament welches als Heroin Substitut gilt mittlerweile als einer der Hauptdrogen unter den Tablettenabhängigen missbraucht wird. Der Missbrauch macht sich sofort durch einen von der Pharmaindustrie eingebetteten Farbstoff bemerkbar, welcher über längeren Zeitraum Lippen und Mundhöhle , Signalfarben-ähnlich, extrem grell, cyanblau einfärbt.
Durch meinen bewusst oberflächlich, schönmalerischen, nahe zu idealisierenden Umgang mit dem eigentlich sozialdramatischen Bildinhalt entstehen somit befremdliche Zwischenwelten aus gesellschaftlichen Vorurteilen, ästhetischer Ikonografie und sozialem Voyerismus.