Beat Reichlin

Projektbeschrieb

Sowetsk 2016
Porträts von Menschen und Häusern
Sowetsk ist eine Stadt in der russischen Oblast Kaliningrad direkt an der litauischen Grenze. Sie liegt am Zusammenfluss der Tilse mit der Memel und ist der administrativ unterstellt.
In den Ländern Ost-Europas, die als zurückgeblieben dargestellt werden, passieren aufgrund einer reichen kulturellen Tradition sehr spannende Dinge. Ein Fotograf begab sich im Juli 2016 auf eine Reportagenreise zwischen zerfallenden urbanen Architekturen und sich in Entwicklung befindenden Neubauten das Leben dieser gastfreundlichen Menschen zu skizzieren.

In einer ehemaligen Diktatur oder einer von religiöser Ideologie stark geprägten Gesellschaft ist das Gute/Böse klar definiert. Hierdurch wird dementsprechend schön/hässlich determiniert. Die autonome Existenz des Hässlichen wird unzulässig, da sich diese ihrer Instrumentalisierung entzieht, somit ein ästhetisch-subversives Gegenkonzept formuliert. In diesem Sinne ist auch die von religiösen Dogmen geprägte russische Kultur zu verstehen. Russische Kultur ist bis heute stark durch Religion geprägt. Die christliche Moral wird bis auf den heutigen Tag zu einer besonders dominanten sozialen und kulturellen Orientierung.

Die Porträtierten versuchen sich mit dem Regime zu arrangieren. Die Fotografien machen aber auch deutlich, wie unterschiedlich historische Erfahrung für jeden einzelnen sein kann: Jeder von ihnen hat diese Zeit anders erlebt und hat somit auch andere Erinnerungen. Aber bei keinem ist das private Leben unbeeinflusst geblieben durch die geschichtlichen Ereignisse. Kaum einem von ihnen war bewusst, in welchem Masse sein Leben von dem Gang der Geschichte abhing und doch entstand am Ende jedes dieser Porträts beim Betrachter das Bild einer Epoche der jüngeren sowjetischen Vergangenheit.