Elvira Angstmann

Free, 2004

Thermalbald

Projektbeschrieb

Zu Beginn meiner Arbeit faszinierte und irritierte mich, welche widersprüchlichen Wahrnehmungen ein und dasselbe Phänomen auf unterschiedlichen Sinneskanälen auszulösen vermag: von ‹innen› fühlt sich der Wasserstrahl aus der Düse im Thermalbad wohltuend an, doch was ich sehe, sind extreme, wechselhafte plastische Veränderungen an meinem Körper. Im fotografischen ‹Einfrieren› der Dehnungen und Pressungen von Muskelfleisch, Fettgewebe und der Haut, der physischen Grenze zwischen dem Menschen und der ‹Welt›, wird sichtbar, was bei der wohltuenden Wassermassage wirklich passiert: eine groteske Verzerrung unserer Grenzen, ohne dass wir das so erleben. Gerade im Zeitalter von Wellness und plastischer Chirurgie, in dem wir bedenkenlos unseren Körper umformen, manipulieren oder umbauen lassen und so einem Schönheits- und Machbarkeitswahn huldigen, im Zeitalter, in dem die ‹Hülle› einen so enorm hohen Stellenwert einnimmt, erscheint mir dieses Geschehen als absurder Witz. Die Bilder dieser Körper schmerzen, obwohl die Frau und der Mann junge Menschen um die dreissig sind. Doch trotz visueller Qual entsteigen wir entspannt dem Jungbrunnen und freuen uns der Ironie, dass im Thermalbad nicht leiden muss, wer sich wohl und schön fühlen will.

Publikationsinformationen

Titel der Arbeit
Thermalbald