Meinrad Schade

Reportage, 2017

UNRESOLVED

12. April 2013; Ma’ale Adumim, Westjordanland 
Ma’ale Adumim ist die drittgrösste Siedlung im Westjordanland. Jüdische Siedlungen sind auch bei Nacht gut zu erkennen, weil sie deutlich besser beleuchtet sind als palästinensische Dörfer und Städte. Rund 400 000 israelische Siedler leben im Westjordanland, weitere 200 000 im annektierten Ostjerusalem. Sämtliche jüdischen Siedlungen in Gebieten, die im Sechstagekrieg von Israel erobert wurden, bewerten die Vereinten Nationen (UN) gemäss der 4. Genfer Konvention als illegal.

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12. Juni 2017; Armeebasis Tze'elim, beim Kibbuz Tze'elim, Israel
Ein Caterpillar D9-Planierraupe während einer Nachtübung. Der speziell für die Bedürfnisse der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte umgebaute Bulldozer ist auch für den Einsatz in urbanen Gebieten vorgesehen. Seine Panzerung schützt gegen Minen und Sprengfallen. Während der Zweiten Intifada diente er auch dazu, Häuser einzuebnen, etwa bei den Kämpfen in Jenin.

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2. Mai 2017; bei Halamish, Westjordanland
Am Unabhängigkeitstag Jom haAtzma'ut präsentiert sich die Armee auch in den besetzten Gebieten den israelischen Siedlern. Neben der Zurschaustellung von Waffen und Panzern zeigen Sanitätssoldaten, wie man bei abgerissenen Extremitäten die Blutung stoppt. Der Ort der Präsentation ist in der Nähe der jüdischen Siedlung Halamish und des palästinensischen Dorfs Nabi Salih, das durch seine wöchentlichen Proteste gegen Besetzung und Besiedlung bekannt wurde.

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6. Dezember 2015; Beersheba, Israel
Tanzaufführung mit kriegsinvaliden Rollstuhlfahrern.

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30. Dezember 2015; Duma, Westjordanland
Am 31. Juli 2015 haben radikale jüdische Siedler einen Brandanschlag auf zwei Häuser der palästinensischen Familie Dawabsha verübt. Dabei wurde ein 18 Monate alter palästinensischer Junge getötet. Seine Eltern erlagen später ihren Verletzungen, nur ihr vierjähriger Sohn überlebte. Es gibt private Bestrebungen, die ausgebrannten Häuser als Museum zu erhalten.

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5. Dezember 2015; Aboud, Westjordanland
Palästinensische Frauen trauern um Abed al-Rahman Barghouthi (26), der von den Israelischen Verteidigungsstreitkräften erschossen wurde. Abed habe eine Messerattacke auf einen Soldaten ausführen wollen – sagen die Israeli. Abed sei kaltblütig erschossen worden, danach hätten die Israeli ein Messer neben seinen toten Körper gelegt – sagen die Palästinenser. In dieser Zeit fanden fast täglich Messerattacken von Palästinensern statt, die Angreifer wurden in der Regel auf der Stelle erschossen.

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4. April 2015; Jenin, Westjordanland
Rund um den Gedenktag zur Schlacht von Jenin wurde im Gemeindezentrum ein «Zimmer zu Ehren des Märtyrers» eingerichtet. Die Schlacht von Jenin fand im April 2002 während der Zweiten Intifada im Flüchtlingslager von Jenin statt. Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte zerstörten Teile des Lagers, weil sie so die zu dieser Zeit häufigen Selbstmordattentate bekämpfen wollten. 52 bis 54 Palästinenser und 23 israelische Soldaten wurden getötet. Yasser Arafat sprach nach der Schlacht in Anlehnung an Stalingrad von «Jeningrad».

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1. Mai 2017; Jerusalem, Israel
Gedenktag an die gefallenen israelischen Soldaten und Opfer des Terrorismus Jom haSikaron auf dem Soldatenfriedhof am Herzlberg. Eine Woche vor Jom haSikaron findet der Tag des Gedenkens an Holocaust und Heldentum Jom haSho'a statt. Somit ist alljährlich eine Woche von Trauer und Gedenken geprägt, die über Nacht in Freude übergehen: Der Unabhängigkeitstag Jom haAtzma'ut wird am Tag nach Jom haSikaron gefeiert.

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9. Januar 2016; Wüste Negev, Israel
Trainingsgelände der Israelischen Luftstreitkräfte; die Armee gehört zu den modernsten weltweit. 70 Prozent der Wüste Negev sind militärisches Übungsgelände.

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21. Januar 2014; Jericho, Westjordanland
Studenten der Universität Al-Istiqlal («Unabhängigkeit») beim frühmorgendlichen Training. Sie werden in verschiedenen Berufen im Sicherheitsbereich ausgebildet und auf einen unabhängigen Staat vorbereitet. Die Abgänger werden in der Palästinensischen Autonomiebehörde angestellt.

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1. Februar 2014; bei Latrun, Israel 
Modell der Klagemauer und des Felsendoms im Freizeitpark Mini-Israel. Hier werden rund 350 Sehenswürdigkeiten Israels im Massstab 1:25 präsentiert. Der Park befindet sich in einer bis 1967 demilitarisierten Zone westlich von Jerusalem, die nach dem Sechstagekrieg unter israelische Kontrolle geriet. Israel betrachtet das Gebiet als Teil seines Staats, die Palästinenser als Teil des früheren Westjordanlands.

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29. Januar 2014; Efrat, Westjordanland
Jüdische Siedler aus Efrat bei einer Schiessübung auf dem Übungsgelände Caliber 3 in der Nähe ihrer Siedlung. Caliber 3 ist eine israelische Ausbildungsstätte für Terrorbekämpfung, etwa für Israelis, die in Sicherheitsberufen arbeiten, oder für Siedler. In den letzten Jahren etablierten sich Einrichtungen dieser Art als Touristenattraktion. Diese Siedler nehmen an einem Sicherheitskurs teil. Auf ihre Motivation angesprochen, sagen die meisten: «Awareness».

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22. April 2017; Jenin, Westjordanland
Wohnzimmer der Familie Abu el-Hija im Flüchtlingslager von Jenin. Auf dem Poster rechts ist der Sohn und Märtyrer Hamza Abu el-Hija (1991–2014) abgebildet. Hamza  kam bei einem Feuergefecht mit den Israelischen Verteidigungsstreitkräften im Lager ums Leben. Er soll Mitglied der Izz ad-Din al-Qassam-Brigaden, des militärischen Flügels der Hamas, gewesen sein. Der Mann mit Brille und weissem Bart auf dem linken Poster ist sein Vater Jamal (*1959), der seit 2002 im Gefängnis sitzt.

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13. Mai 2017; südöstlich vom Kibbuz Snir, Golanhöhen
Junge Israeli in den Ruinen des syrischen Dorfs Ain Fit. Das Dorf wurde im Sechstagekrieg 1967 zerstört.

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12. Juni 2017; Armeebasis Tze'elim, beim Kibbuz Tze'elim, Israel
Die palästinensische Modellstadt Lashabiya gehört zum Häuserkampf-Trainingszentrum der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte. Nach den Erfahrungen aus der Zweiten Intifada und dem Zweiten Libanonkrieg forderte die Armeeführung eine bessere Ausbildung für den Kampf in klar umgrenzten urbanen Zentren.

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Projektbeschrieb

Unresolved
Seit rund 20 Jahren arbeite ich an meinem fotografischen Projekt Krieg ohne Krieg. Im Gegensatz zur klassischen Kriegsfotografie geht es mir um Schauplätze, die sich in unterschiedlicher räumlicher und/oder zeitlicher Distanz zu den Kriegen befinden. Mein Fokus liegt nicht auf dem eigentlichen Kriegsgeschehen, sondern auf der Frage, wie sich ein Konflikt im Alltag zeigt. Gesichter und Körper, Landschaften, Dörfer und Städte, Strassen, Plätze und Wohnzimmer, Arbeitswege und Freizeitparks, Museen, Gedenktage und Theaterbühnen: Kein Bereich des Lebens bleibt von einem Konflikt unberührt – und das für lange Zeit.
2013 beschloss ich, mich dem israelisch-palästinensischen Konflikt zuzuwenden und verbrachte bis 2017 rund sieben Monate im Kernland Israel und in den besetzten sowie annektierten Gebieten, das heisst, in der Westbank, auf dem Golan und im Gazastreifen.
In dieser teilweise sehr angespannten Zeit, in der es fast täglich zu tödlichen Auseinandersetzungen kam, hielt ich mich in Gebieten beider Konfliktparteien auf und bewegte mich zwischen den unterschiedlichen Gesellschaften, Wirklichkeiten, Haltungen hin und her. Unterschiedliche Perspektiven auf die gleiche Situation wurden für mich zu einer realen Erfahrung.
Ich habe versucht, die viel fotografierten Orte in Israel, im Westjordanland, im Golan und im Gazastreifen noch einmal neu zu sehen.

Publikationsinformationen

Titel der Arbeit
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