Martin Baumgartner

Free, 2015

Unselfies

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Projektbeschrieb

Beim Betrachten der unabgeschlossenen und auf 100 Bilder angelegten Serie „Unselfies“ (2014-2016) tun sich unweigerlich übereinander gelagerte Gegensätzlichkeiten auf, die in ihrer Absurdität möglicherweise erst einmal einen Lachreflex auslösen. Zunächst ist da ein Mann. Ein Mann, dessen Gesicht eine Leinwand für die Montage und Kollision verschiedener Lebensrealitäten zu einem Bild bietet – in ständig neuer Ausführung, verwandelt und entstellt mit Materialien und Gegenständen des Alltags. 
Das dabei entstehende Gefühl erinnert an das, was sich mit dem gegenwärtigen Zeitgeist der awkwardness beschreiben lässt: eine Art Peinlich-Berührt-Sein in sozialen Situationen in denen verschiedene Milieus und Rollenstereotype aufeinandertreffen. Die sich daraus ergebende situative Spannung kennzeichnet die Kippbilder und zielt auf den gegenteiligen Effekt eines Selfies: Statt sich im bestmöglichen Licht darzustellen, begibt Baumgartner sich auf den wackelnden Boden der political correctness und erschafft Bilder, die auch auf den zweiten Blick irritieren.

Text: Giulia Baldelli

Publikationsinformationen

Titel der Arbeit
Unselfies