Gabriel Hill

Reportage, 2016

Was würde ich mitnehmen?

Michel, 33, Turn- und Schwimmlehrer/Student
Mitnehmen würde ich mein Portemonnaie. Das Portemonnaie symbolisiert Geld. Um die Flucht zu ermöglichen braucht man Geld.

Timna, 35, Medizinische Praxisassistentin/Studentin
Ich würde diese Uhr meines Urgrossvaters mitnehmen. Es ist das Einzige, was mir von ihm geblieben ist. Anfangs des zweiten Weltkriegs verlor er im Zuge der Arisierung sein gesamtes Vermögen. Ich denke seine Uhr wäre ein Glücksbringer.

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Anna, 23, Studentin
Wenn ich flüchten müsste, würde ich meine Boxhandschuhe mitnehmen. Beim Boxen kann ich abschalten und dies würde mir sicherlich dabei helfen, mit der Situation besser klar zu kommen.

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Beatrix, 66, Medizinische Praxisassistentin
Der Traum Querflöte zu spielen erfüllte ich mir mit 43 Jahren. Seither begleitet sie mich in allen Lebenslagen.
Sie gibt mir Freude und Ruhe die von innen kommt.

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Franz, 78, Arzt
Der Reisepass ist für mich das Wichtigste, wenn ich flüchten müsste. Damit habe ich gute Chancen überall aufgenommen zu werden.

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Romea, 6
Ich würde meinen Stoff Igel mitnehmen. Denn ohne ihn kann ich nicht schlafen. Und wenn ich nicht schlafen kann, dann kann Mami auch nicht schlafen.

Laurin, 8
Ich würde dieses Fotobuch mitnehmen, weil es Erinnerungen sind, als ich noch klein war.

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Rebecca, 28, Doktorandin
Müsste ich in diesem Augenblick flüchten, würde ich als erstes meine Katze Kelly mitnehmen. Es gibt nichts, dass für mich wertvoller wäre.

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Simona, 38, Bewegungspädagogin
Müsste ich flüchten, würde ich diese Daruma mitnehmen. Daruma gilt als Helfer bei der Erfüllung von Wünschen. Zunächst wird ein Auge des Glücksbringers ausgemalt und er an einen Ort gestellt, an dem man möglichst jeden Tag vorbeikommt. Ist der Wunsch in Erfüllung gegangen, wird das andere Auge ausgemalt. Während der Schwangerschaft habe ich mir gewünscht, dass die Kinder gesund auf die Welt kommen. Das zweite Auge habe ich dann ausgemalt, als dieser Wunsch in Erfüllung ging.

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Stephan, 45, Werk- und Zeichenlehrer
Dies ist ein Tagebuch mit Bildern und Texten meines Heranwachsens, geschrieben von meiner Mutter. Ich würde diesen Gegenstand mitnehmen, da er das persönlichste ist, dass meine Lebensgeschichte Beschreibt.

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Gabriel, 33, Fotograf
Diese Schachtel ist voll mit Negativen und wäre das erste,  dass ich einpacken würde. Es sind Negative mit Bildern von allen meinen Familienmitgliedern und aus meiner Kindheit. Im Gegenzug zu digitalen Bildern würde ihnen Wasser auf der Flucht nichts ausmachen.

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Projektbeschrieb

Während zwei Jahren portraitierte ich in einer früheren Arbeit Flüchtlinge mit dem wichtigsten Gegenstand, den sie auf der Flucht mit sich trugen. Fotos, eine Kette, ein Handy aber auch gar nichts, da keine Zeit blieb, um etwas einzupacken. In der Ausstellung dieser Portraits hörte ich oft die Worte „was würde ich mitnehmen, wenn ich flüchten müsste?“. Vorliegende Portraitserie geht dieser Frage nach. Was würden Menschen aus einem der reichsten Länder der Welt mitnehmen wenn sie fliehen müssten und unterscheiden sich die Gegenstände je nach Wohlstand, Alter oder Ausbildung?
Die Portraitierten erfuhren erst vor Ort, worum es bei den Portraits geht. Ihnen blieb exakt jene Zeit den Gegenstand auszuwählen, die ich benötigte um meine Ausrüstung aufzubauen.

Flüchtlinge haben bei ihrer Flucht einen langen und mühsamen Weg vor sich. Analog dazu wählte ich für diese Portraitserie eine Grossformatkamera und für jede Portraitsitzung gab es nur einen Abzug.

Publikationsinformationen

Titel der Arbeit
Was würde ich mitnehmen?