Nathanael Gautschi

Schweiz, Aarau. Der erste heisse Frühlingstag im Jahr. Ich versuche mit meiner Kamera,
die wunderschönen Stimmungen zwischen Mensch und Natur festzuhalten.
Aus heiterem Himmel, dem Licht folgend, befand ich mich an einem unbekannten Ort.

Ein Mann liegend auf einem Perserteppich, den Kopf schützend im Schatten eines
alten grünen Ledersessel. Nebenan, Kinder rennen wild einem zerfetzten Ball nach und
versuchen ihn aus jedem Winkel mit voller Wucht in das Tor ohne Netz und Latte zu dreschen.
Sofort haben sich meine Kamera und ich von diesem Ort und deren Menschen verzaubern lassen.

Minuten später sass ich, umringt von Kids, an einem reichlich gedeckten Tisch mit verschiedenem
Essen, Tea, Kaffee und diversen Backwaren. Die Kinder stellten mir viele Fragen und waren total
fasziniert von meiner analogen Kamera. Dies brachte mich auf die Idee, bei meinem nächsten
Besuch Einwegkameras mitzubringen.

So schnell ich wieder zurück an diesen Ort wollte, so schnell waren auch die Einwegkameras
in Kindeshänden. Aus dem alten heruntergekommenen Gebäude kamen immer mehr Kinder.
Ich musste in die enttäuschenden Augen blicken, da ich nicht genügend Kameras dabei hatte.
Kurz danach hatte das erste Kind den 36er Film schon belichtet. So war für mich klar, dass ich
bei meinem nächsten Besuch mehr Kameras brauche. Ich werde den Kindern lernen, wie sie
die Kamera benutzen können, um fotografisch Ihre Gefühle, Fantasien und Vorstellungen künstlerisch
zum Ausdruck zu bringen.

Und so entstand das gemeinsame fotografische Projekt zwischen den Kinder des Asylheims Aarau
und mir. Wir fotografierten zusammen von Frühling 2015 bis Sommer 2016. Kinder kamen und gingen.
Eines bleibt mir allerdings für immer. Die Freude und das Strahlen in Ihren Gesichter, wenn sie die frisch
ausgedruckten Fotos in ihren Händen hielten. Für einmal hiess es nicht welcome Refugees sondern
welcome Nathanael.