Lukas Lienhard
Reportage, 2015
Wilde Bergaustern
Projektbeschrieb
Im Holländischen Wattenmeer sind sie zuhause. Die wilden Bergaustern. Und Barbara und Jan. Zwei Vollblut-Fischer, die auf ihrem hundertjährigen Rheinschiff „Internos“ nach einer ganz speziellen Delikatesse Ausschau halten.
Den Oever liegt eine Stunde nördlich von Amsterdam. Von da aus fahren Barbara und Jan in den frühen Morgenstunden raus zu den Austernbänken, wo hunderttausende von wilden Austern hausen. Per Hand werden sie gepflückt und in Kisten an Bord des Schiffes geschafft.
Anders als Zuchtaustern werden wilde Austern nicht nach Grösse sortiert. Es wird geerntet, was der schlammige Boden des Wattenmeeres hergibt.
Geschlafen und gewohnt wird auf dem Schiff. Mit dem Rumpf auf einer Sandbank sitzend wartet es geduldig, bis sich der Meeresspiegel wieder anhebt und die Austern unter Wasser verschwinden.
Nach der Ernte wird die kostbare Fracht nach Lauwersoog gebracht. Im Hafen kommen die Austern zurück ins Wasser. Die Wellen des Meeres spült sie über Stunden an eine Hafenmauer und säubert sie dadurch von Schlamm und Verkrustungen. 10 Meter daneben kann man die Muscheln dann geniessen. Im Restaurant von Barbara und Jan, dem „tAiland“, werden frischer Fisch und Austern serviert. Alles aus eigenem Fang.
Was haben die Austern im Wattenmeer mit den Bergen zu tun? Jan erklärt, das Quellwasser aus den Bergen über den Rhein nach Holland gelangt und somit den Lebensraum der Austern beeinflusst. Zweimal im Jahr fahren die beiden Fischer dann mit ihrem Fang in die Schweiz und schliessen so einen Kreislauf, den man so nicht vermutet hätte.